Kurzbewertung der IG Metall
AUSBILDUNGSMARKT 2020
"Seit Jahren sinkt die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe. Die Corona-Krise ist daher nicht die eigentliche Ursache des Problems - wirkt aber wie ein Katalysator," so Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.
Die Statistiken zeigen alarmierende Zahlen
Bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) wurden 514.600 betriebliche Berufsausbildungsstellen gemeldet, ein Minus von 41.500 im Vergleich zum Vorjahr. Ergänzend dazu meldet der DIHK einen Rückgang bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen um rund 13 Prozent, das Handwerk ein Minus von 7 Prozent.
Durch eine Sonderauswertung der BA wurden die Rückgänge der Zahlen den jeweiligen Wirtschaftszweigen zugeordnet. Dabei wird deutlich, wie stark bereits jetzt der Rückgang in den Betrieben des Organisationsbereichs der IG Metall ausfällt. Kein einziger Wirtschaftszweig kann Zuwächse verzeichnen bzw. auf dem Status quo verharren. Insgesamt wurden rund 13.000 Stellen weniger gemeldet als noch im Vorjahr.
Krise als Katalysator
Die pandemiebedingte Entwicklung ist den Zahlen nach besorgniserregend. Auch mit dem Blick ins nächste Jahr ist keine Entspannung in Sicht. Allerdings war die Situation bereits vor Corona alles andere als gut. Schon von der Finanzkrise 2009 hat sich der Ausbildungsmarkt nie vollständig erholt. Rund 50.000 Ausbildungsplätze gingen damals innerhalb eines Jahres verloren. Und trotz boomender Konjunktur der vergangenen Jahre hat sich der Ausbildungsmarkt davon bis heute nicht erholt. Die Ausbildungsquoten sinken seit Jahren und nur noch knapp jeder fünfte Betrieb bildet überhaupt aus.
Verbindliche Regelungen statt kurzfristige Notmanöver
Die Zahlen der Kurzstudie zeigen: es geht auch in der aktuellen Situation nicht allein um Krisenbewältigung. Die Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt besteht schon deutlich länger.
Und auch die BA verweist bei Bewertung der diesjährigen Zahlen darauf, dass der Rückgang etwa zu drei Vierteln keinen Pandemiebezug habe. Sie sieht die Gründe u.a. konjunkturbedingt und geht von einem Minus von rund 10.000 Berufsausbildungsstellen aus, die auf die Pandemie zurückzuführen seien.
Gerade mit der Erfahrung vergangener Jahre wird dabei auch deutlich: Appelle verhallen in der Regel, Ausbildungsboni sichern keine ohnehin fragile Struktur und schaffen keine Sicherheit.
Statt kurzfristiger Krisenlösungen sind weitreichende und vor allem verbindliche politische Lösungen angezeigt. Zielführend wäre eine Ausbildungsgarantie, ein Recht auf Ausbildung, auf das junge Menschen sich berufen und verlassen können.