IG Metall
„WAP” das Berufsbildungsportal
WAP - Springe direkt:
Inhalt
     
bild_BeateRudolph

Statement Beate Rudolph

Diskussionsbeitrag zum Leitbild "Erweiterte moderne Beruflichkeit" aus Sicht der betrieblichen Praxis

19.11.2015 Ι Nachdem bisher eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Leitbild Stellung genommen haben, sollen in den nächsten Wochen auch ehren- und hauptamtliche gewerkschaftliche Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Den Anfang macht Beate Rudolph, die sich einigen Fragen zum Leitbild gestellt hat. Beate Rudolph ist Betriebsrätin im Mercedes-Benz-Werk in Berlin Marienfelde und in ihrem Gremium für die Berufsbildung verantwortlich. Zudem vertritt sie seit vielen Jahren den Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen im zentralen Bildungsausschuss der IG Metall.

Wie schätzt du das Leitbild ein? Ist es ein sinnvoller Versuch, die Qualität von Ausbildung und Studium voranzutreiben?

 

Ich finde das Leitbild sehr positiv. Es bildet den Gesamtzusammenhang in der Berufsbildung ab und unterstützt unsere Qualitätsbemühungen in der praktischen Betriebsrats- und Jugendvertreterarbeit.

 

Ist es für dein betriebliches Handlungsfeld konkret genug? Findest du Hinweise für dein Handeln als Betriebsrat/ Ausbilder/ Jugendvertreter?

 

Es ist richtungsweisend und konkret genug, um daraus Ideen zur Umsetzung zu entwickeln und Maßnahmen zu gestalten. Wir haben uns als Kommission für Bildung und Qualifizierung in einer Klausurtagung Zeit genommen, die 15 Punkte ausführlich zu diskutieren und zu bewerten: was machen wir bereits, wo müssen wir und können wir mehr machen. Welche Ideen fallen uns zur Umsetzung ein. Um eine breitere Diskussion anzustoßen, haben wir in unserer Betriebsratszeitung darüber berichtet und auf der Betriebsversammlung einen ausführlichen Redebeitrag gehalten. Das gesamte Thema Berufliches Lernen rückt im Betriebsalltag aufgrund des Arbeitsdruck und der guten Auslastung manches Mal nach hinten, so dass wir immer bemüht sind an allen Stellen (z.B. bei Produktionsanläufen und Ausläufen und jetzt aktuell in der Flüchtlingsthematik) uns einzubringen und unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Das Leitbild bietet sich gut zur Reflektion an, was wir erreicht haben und dient der Orientierung was wir zukünftig erreichen wollen. Mit dem Leitbild sind wir gut gewappnet für die Herausforderungen, die Industrie 4.0 in Zukunft bringt.

 


Lassen sich die Kriterien für Beruflichkeit mit betrieblichen Bildungsbeauftragten, AusbilderInnen und JugendvertreterInnen kommunizieren?


 

Ja, sehr gut. Wir verbinden die Positionen mit unserer konkreten Arbeit, so dass sie fassbar und nachvollziehbar werden. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Ausbilder/innen und Jugendvertreter/innen zusammen und haben die gute Situation, dass alle gewerkschaftlich organisiert sind. Von daher ist der gemeinsame Konsens zum Thema Berufliches Lernen sehr hoch und es geht vielfach eher um Themen wie: reicht die Kapazität aus, um das ein oder andere Thema zu heben und welche Kosten stehen dahinter und dürfen wir auf Werksebene entscheiden oder liegt die Entscheidungskompetenz in Stuttgart.  

 

Leiten sich aus Ihnen Vorschläge zur Verbesserung der Ausbildung ab?

 


Ja, sie bilden die Basis für unsere Arbeit. In der Praxis ist man oftmals viel pragmatischer, um sich Schritt für Schritt einem gesetzten Ziel zu nähern. So haben wir neue Ideen umgesetzt und Vorhandenes erweitert und verbessert. Zum Beispiel haben wir  über viele Einzelaktivitäten wie Girls Day, Praktika, Zusammenarbeit mit Trägern, Info-Nachmittage den Frauenanteil in der technischen Berufsausbildung erhöht. Auszubildende gehen gezielt in Schulen und klären Mädchen über technische Berufe auf und führen ein Bewerbertraining durch. Wir bieten Lehrerfortbildungen an, um auf unsere technischen Ausbildungsberufe und ihre Perspektiven aufmerksam zu machen und erläutern unsere Auswahlkriterien für Auszubildende. Um auch  schwächere Schüler/innen für unsere Ausbildung zu gewinnen arbeiten wir mit externen Trägern zusammen.

 

Über die Gesamtbetriebsvereinbarung Qualifizierung ist es uns gelungen, Auslerner/innen den Weg in die Weiterqualifizierung zu ermöglichen. Mit der Jugendvertretung und der örtlichen IG Metall haben wir z.B. ein zusätzliches Bildungsangebot die  einwöchige, sogenannte Jugend Plus-Fahrt initiiert, die fast vom kompletten Jahrgang angenommen wird. Wir beteiligen uns über den Gesamtbetriebsrat an der Weiterentwicklung der Ausbildung. Neue Technologiebausteine werden zusätzlich in die Ausbildung gebracht, um die hohe Qualität der Ausbildung beizubehalten und auszubauen. So versuchen wir Schritt für Schritt die 15 Punkte des Leitbildes zum beruflichen Lernen in die Praxis umzusetzen.

Vielen Dank!

 

 

Biografische Angaben:

  • Betriebsrätin seit 1998
  • Sprecherin der Kommission für Bildung und Qualifizierung im Mercedes Benz Werk Berlin der Daimler AG
  • Mitglied im Betriebsausschuss und in der Personalkommission
  • Mitglied im zentralen Bildungsausschuss beim IG Metall Vorstand
  • Vorgang: Industriekauffrau, Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Personal und Ausbildung

 

Zu den anderen Statements und zu den Texten zum Leitbild gelangt man über folgenden LINK:

 

https://wap.igmetall.de/leitbild-statements-9280.htm


 

 

 

 

 

Angemeldete Benutzer können hier ein Kommentar hinterlassen

Service

Links und Zusatzinformationen
Servicebereich