Wir brauchen mehr Chancen
Die einstige "Berufsreife", der Hauptschulabschluss, reicht heute oft nicht mehr
Obwohl viele Unternehmen in viele Regionen dringend nach Arbeitskräften suchen, haben Schulabgänger mit einem Hauptschulabschluss weiterhin Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Das zeigt der diesjährige Ausbildungsreport von Indeed, einer Job-Plattform: In weniger als einem Viertel der Ausbildungsstellenanzeigen werden überhaupt Hauptschulabsolventen erwähnt.
Es gibt jedoch einen kleinen Lichtblick: Engpassberufe öffnen sich mehr für Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau.
Realschulabsolventen hingegen werden von einem breiteren Spektrum an Stellenanzeigen angesprochen. Beispielsweise als Verwaltungsfachangestellte oder im technischen Produktdesign. "Ein Hauptschulabschluss allein sollte kein Grund sein, jemanden auszuschließen, besonders in Zeiten von akutem Mangel an Auszubildenden und Fachkräften", sagte die Ökonomin und Studienleiterin Annina Hering.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die ungleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. "Viele Unternehmen machen um junge Menschen mit schlechteren Schulleistungen einen Bogen", sagte Elke Hannack, stellvertretende DGB-Bundesvorsitzende, unserer Redaktion. Inzwischen gebe es mehr als 2,6 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren ohne Berufsabschluss. "Das ist ein bildungspolitischer Skandal", sagte Hannack. Es zerreiße die Gesellschaft, wenn einerseits Betriebe über den Fachkräftemangel klagen würden und andererseits junge Menschen keinen Ausbildungsplatz fänden. "Die vom Kabinett beschlossene Ausbildungsgarantie muss schnellstens vom Bundestag beschlossen und umgesetzt werden", forderte Hannack (Quelle: Berliner Morgenpost).