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Ausbildungsbilanz_2016

Ausbildungsmarkt 2016

Arbeitgeber bilden zu wenig aus - vor allem in MINT

16.02.2017 Ι In Deutschland fehlt es immer noch an Ausbildungsplätzen: Obwohl die Zahl der Schulabgänger weiter gesunken ist, gingen viele Ausbildungsplatzinteressenten leer aus. Insbesondere in den MINT-Berufen gibt es viel zu wenig Stellen.

Einmal jährlich veröffentlicht die IG Metall ihre Bilanz zur gegenwärtigen Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Um das Fazit gleich vorwegzunehmen: Der Ausbildungsmarkt steht weiterhin vor großen Herausforderungen.

 

Foto: Fotolia / Monkey Business
Foto: Fotolia / Monkey Business
 

Viele junge Menschen zeigen Interesse an einer beruflichen Ausbildung. Deutlich mehr als die Hälfte eines Altersjahrgangs sehen sie als interessante Perspektive. Aber: Viel zu wenige der Interessenten erhalten tatsächlich einen Ausbildungsplatz.

Hier die zentralen Ergebnisse der IG Metall-Ausbildungsbilanz 2016:
 

Rund 520.000 Ausbildungsverträge wurden insgesamt im Jahr 2016 neu abgeschlossen. Das ist ein neuer Tiefstand - dennoch ist damit der starke Abwärtstrend der vergangenen Jahre deutlich gebremst..

 

MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Der MINT-Bereich umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen technisch-gewerblichen und IT-Berufen. Damit ist er für die industrielle und handwerkliche Wertschöpfung von zentraler Bedeutung.

Ein Blick auf die gewerblich-technischen Berufe der Metall- und Elektroindustrie bietet Anlass zur Sorge: Hier gehen die Vertragsabschlüsse kontinuierlich zurück - in den letzten fünf Jahren um insgesamt knapp acht Prozent. Vor allem in den Metallberufen ist ein deutlicher Rückgang zu beobachten.

Annähernd stabil geblieben sind die Zahlen bei den technischen Konstruktionsberufen, wie technischer Produktdesigner oder technischer Systemplaner.

Bergauf ging es hingegen bei den IT-Berufen. Sie haben im vergangenen Jahr rund fünf Prozent Auszubildende hinzugewonnen.

Besser als im MINT-Bereich sieht es bei den größeren Handwerksberufen, die im Zuständigkeitsbereich der IG Metall liegen, aus. Sie haben 2016 mit Ausnahme des Metallbauers bei den abgeschlossenen Neuverträgen zugelegt - allen voran die Elektroniker: Hier gab es 615 mehr unterschriebene Ausbildungsverträge als 2015.

Anders sieht es bei den für die M+E-Industrie relevanten kaufmännischen Berufen aus. Hier gehen die abgeschlossenen Neuverträge weiter zurück - um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und sogar um rund zehn Prozent verglichen mit 2012.

 

Von rund 804.000 Jugendlichen, die sich für eine Ausbildung interessierten, haben 2016 nur knapp 65 Prozent einen Vertrag unterschrieben. Der Rest - also annähernd ein Drittel - ging leer aus. Und das, obwohl die Nachfrage nach einem Ausbildungsplatz demografisch bedingt weiter gesunken ist.

 

Trotz der hohen Zahl leer ausgegangener, ausbildungsinteressierter Jugendlicher konnten 2016 mehr als 43.000 Ausbildungsplätze deutschlandweit nicht besetzt werden. Größtenteils handelt es sich dabei um Plätze, die wegen der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, der Bezahlung oder auch der beruflichen Perspektive für Jugendliche wenig attraktiv erscheinen.



Durchaus auch eine Rolle spielt aber die Tatsache, dass Betriebe Bewerberinnen und Bewerber oft als nicht ausreichend geeignet sehen.

 

Die Ausbildungsquote beschreibt das Verhältnis zwischen den Beschäftigten eines Betriebes und den dort beschäftigten Auszubildenden.

Insgesamt bleiben die Ausbildungsquoten in den Betrieben der von der IG Metall vertretenen Wirtschaftszweige stabil. Sie sind aber viel zu niedrig. Und das, obwohl es im Jahr 2015 deutschlandweit rund 5.000 betriebliche Ausbildungsplätze mehr gab. Das Angebot reicht nicht aus, um dem Bedarf an Fachkräften ausreichend entgegenzukommen.

Spitzenreiter bei der Ausbildungsbeteiligung bleibt mit 6,6 Prozent der Maschinenbau, Schlusslicht ist die Automobilindustrie (rund vier Prozent).

Würden sich andere Branchen an der Ausbildungsquote des Maschinenbaus ein Beispiel nehmen, könnten allein in den für die IG Metall zuständigen Branchen 60.000 zusätzliche Ausbildungsplätze bereitgestellt werden.



Aber nicht nur die Zahl der Auszubildenden in den Betrieben ist niedrig. Auch die Zahl der Betriebe, die ausbilden geht weiter kontinuierlich zurück. 2014 haben nur noch rund 20 Prozent aller Betriebe in Deutschland Auszubildende eingestellt

 


Die komplette IG Metall Ausbildungsbilanz 2016 mit weiteren Grafiken und Zahlen gibt es hier.
 

Mehr Ausbildungsplätze - auch im Eigeninteresse der Betriebe

Fest steht: Die Herausforderungen am Ausbildungsmarkt bleiben groß. Es fehlt an Ausbildungsangeboten in für Jugendlichen attraktiven, zukunftsorientierten Berufen. Vielen jungen Menschen ist der Zugang zu guter und qualifizierter Arbeit deshalb weiterhin verwehrt - und das wird auch so bleiben, wenn die Betriebe nicht mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

Gerade das zu tun, sollte auch Eigeninteresse der Betriebe sein. Denn den Fachkräftemangel einerseits zu beklagen, andererseits aber nicht in deren Ausbildung zu finanzieren, passt nicht zusammen. "Die Arbeitgeber reden dauernd davon, dass sie MINT-Fachkräfte für die Digitalisierung brauchen", kritisiert Hans-Jürgen Urban, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. "Dafür müssen sie dann aber auch mehr in die Ausbildung in den MINT-Berufen investieren." Denn im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt sind gut ausgebildete Fachkräfte so wichtig und wertvoll wie nie zuvor.

 

Ziel bleibt die Ausbildungsgarantie

Als Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung setzt sich die IG Metall für eine deutliche Verbesserung für alle jungen Menschen ein, die eine Ausbildung suchen.

Deshalb fordert die IG Metall:

 

  • mehr betriebliche Ausbildungsplätze,

 

  • einen Ausbau der Strukturen für Jugendliche mit Förderbedarf und für Betriebe, die diese ausbilden (ausbildungsbegleitende Hilfen (abH), assistierte Ausbildung (AsA), Einstiegsqualifizierung (EQ), Tarifverträge zur Förderung der Integration in Ausbildung),

 

  • die Qualifizierung von Ausbildungspersonal und

 

  • eine Beteiligung an den Kosten für die Ausbildung auch durch die 80 Prozent der Betriebe, die sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe aktuell entziehen.

 

Betriebsrat: Aktiv werden für mehr Ausbildung

Und auch auf betrieblicher Ebene müssen vorhandene Initiativen gestärkt und neue gestartet werden. Dabei sind die Betriebsräte besonders gefordert. Sie müssen die berufliche Ausbildung zum Thema im Betrieb machen.

Das Betriebsverfassungsgesetz bietet konkrete Informations-, Beratungs- und Mitbestimmungsrechte. Das betriebliche Ausbildungsplatzangebot muss auf den Prüfstand, bei der Auswahl neuer Auszubildender müssen alle Jugendlichen berücksichtigt und gegebenenfalls Fördermöglichkeiten genutzt werden.

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