ASCOT - hinter diesem Namen verbirgt sich eine im Jahr 2011 gestartete Forschungsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Sie orientiert sich an dem Ziel, am Arbeitsmarkt verwertbare Handlungskompetenzen zu messen, die für die Ausübung einer qualitativ hochwertigen beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendig sind. Dabei steht der Name ASCOT für die technologieorientierte Kompetenzmessung in der beruflichen Bildung. Zur Messung der entsprechenden Kompetenzen werden spezielle ?Instrumente und Methoden für verschiedene Berufsgruppen entwickelt.
Eine Peojektteil (KOKO-KFZ) wurde auf der 8. Bildungstagung von Prof. Dr. Nickolaus (Universität Stuttgart) präsentiert:
"Wie in vielen anderen gewerblich-technischen Bereichen ist auch der Beruf des Kfz-Mechatronikers/der Kfz-Mechatronikerin vom Einsatz neuer Technologien und einer sehr dynamischen Entwicklung geprägt. Das Resultat sind teils massive Veränderungen der Qualifikationsanforderungen, die auch in Teilen der Ausbildung immer wieder entsprechende Anpassungen notwendig machen. Das Projekt KOKO Kfz hat es sich zum Ziel gesetzt, ein umfassendes Kompetenzmodell für den Ausbildungsberuf der Kfz-Mechatroniker zu entwickeln und für die einzelnen Kompetenzbereiche (Fehleranalyse, Reparatur/ Instandhaltung/Standardservice) computerbasierte Instrumente zur Erfassung beruflicher Handlungskompetenzen weiterzuentwickeln. Mit diesen - zum Teil bereits erprobten - Systemen lassen sich einerseits Realitäten gut nachbilden, andererseits können bewusst Fehler eingebaut werden, anhand deren Diagnose - beispielsweise im Motormanagement - Handlungskompetenzen sichtbar gemacht, aber auch eingeübt werden können. Vorstudien zeigen, dass es so möglich wird, die Kompetenzen wie beim Einsatz realer Fahrzeuge zu messen."
(Quelle: http://www.ascot-vet.net/de/274.php)
KOKO Kfz im Film
Im Zentrum des Modells steht eine PC-Simulation des Fahrzeuges, welche eine "nahezu identische Prüfung wie am realen Objekt" verspricht - so Prof. Nickolaus (Projektverantwortliche). Weiterhin werden Videosequenzen mit schriftlichen Aufgaben gekoppelt.
Mit unserem aktuellen Kenntnisstand können wir davon ausgehen, dass diese Prüfungsmethode innerhalb ihres Kompetenzkonstruktes mit großer Wahrscheinlichkeit das misst, was sie messen soll. Wir können leider aktuell zu keiner klaren Aussage kommen, ob dieses Kompetenzkonstrukt vergleichbar ist mit dem was wir unter ganzheitlicher beruflicher Handlungskompetenz verstehen bzw. welchen Teil davon sie abdeckt.
Für die Zukunft betrachtet wird für mich nicht die Frage sein, ob es neue Prüfungen geben wird, sondern wie wir diese mitgestalten. Daher kann ich nur all unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben und der Wissenschaft auffordern sich an diesen Diskussion und Prozessen zu beteiligen.
Für die IG Metall ist es hierbei auch wichtig, dass die Verantwortung der Prüfungsausschüsse respektiert bleibt, die Prüfung weiterhin eine Reflexion auf
die Qualität der Ausbildung erlauben und sie einen ganzheitlichen Bildungsprozess abbildet.
Jürgen Heiking Ι 28.07.2014
ASCOT
Es ist etwas in die Welt gesetzt. Sein Name ASCOT. Laut Werbeblock des BMBF vom Mai 2014 sollen damit erstmals Kompetenzen in der beruflichen Bildung gemessen werden. So weit so gut. ASCOT soll Impulse für die Ausbildung der Zukunft geben. Mit computergestützten Simulationen soll dies gelingen. Die spannende Frage belibt für mich, warum müssen wir Modelle, die möglichst praxisnah sein sollen erschaffen, wenn die Praxis vorhanden ist. Es werden "Virtuelle Unternehmen" geschaffen obwohl die Azubis in realen Unternehmen ausgebildet werden. Fachwissen soll in traditionelle schriftliche Test (so genannte Paper/pencil-Verfahren) gestestet werden. (Glaube es heißt übersetzt Papier/Pleistift-Verfahren)
Jegliche Simulation ist schlechter als die betriebliche Praxis. Was wir nicht alles untenommen um den Betrieblichen Auftrag zu verhindern, zu erschweren, schlecht zu machen, und Alternativen aufzuzeigen. Der Betriebliche Auftrag hat ein Merkmal, das simulierte Verfahren nie erreichen können, er ist zwangsläufig praxisnah, Prozesse geschehen in Echtzeit, Kommunkation im Team ist Alltag und Handlungskompetenz wird allgegenwärtig verlangt. Statt Steuergelder für Simulationen zu verwenden, sollten lieber diese Gelder in Werbe- und Unterstützungkampagnen für den Betrieblichen Auftrag verwendet werden. Schaut man sich die Kommentatoren im BMBF-Heft an, merkt man wer hier bestimmte Interessen hat. Es sind Dr. Josef Amann, Bereichsleiter Berufsbildung IHK München; Dr. Wolfgang Vogel, AKA Nürnberg; Jessica Koch, Leigerin Einkauf Schaaf &Meurer GmbH Essen; Gabriele Laybold, stellvertretende Präsidentin des Verbandes medizinische Fachberufe e.V.; Dr. Annette Güntert, stellvertretende Hauptgeschäftsführein der Bundesärztekammer; Jürgen Siegle, Leiter der PAL der IHK Region Stuttgart; Joachim Süß, Koordinator im Bereich Ausbildung Fahrzeugberufe bei der AUDI AG. Es fehlen die gewerkschaftlichen Kommentare, wurden sie nicht gefragt oder durften sie sich nicht äußern. Man kann nur hoffen, dass ASCOT niemals ein Impulsgeber für die Prüfungspraxis wird. Wir brauchen keine Simulationen sondern der Ausbildungs- und Arbeitsalltag muss zu Prüfungspraxis werden. Der Betriebliche Auftrag ist dazu der Anfang, bei den neuen Büroberufen die betriebliche Fachaufgabe. Zukünftige Ausbildungsordnungen müssen sich daran messen lassen. Alle Simulationen, ob für Piloten oder Ärzte oder Fahrschüler sind immer nur die Vorstufe für die Praxis. Es gibt kein Pilot oder Arzt, der mit Simulationen auf die Menschheit losgelassen wird. Simulationen sind bessere Lehrbücher, hier gehören sie eingeordnet.
Paul Arzberger Ι 07.07.2013
Was wollen wir?
Lernen für den späteren Arbeitsprozess? In betrieblichen oder/und schulischen Lernorten? Mit mehr oder weniger realistischen Simulationen? Oder lernen im realen Arbeitsprozess, planmäßig und nicht zufällig?
Mit dem Prüfungsinstrument "Betrieblicher Auftrag" haben die Gewerkschaften dazu eine klare Position bezogen, was noch fehlt sind wissenschaftliche Erkenntnisse für eine Implementierung in den Ausbildungsbetrieben. Viel zu oft wird versucht den Arbeitsprozess im Ausbildungsbetrieb nachzubilden, anstelle im Arbeitsprozess auszubilden.
Claus Drewes Ι 01.07.2013
Gewerkschaftssekretär a. D.
Natürlich hat Klaus Heimann in seiner Analyse den "berühmten Nagel" getroffen. Prof. Nickolaus hat schon vor Jahren mit anderen "Experten" versucht seine simulierten so genannten Kompetenz-Meßmethoden zu plazieren. Alles Quatsch!! Wir haben u.a.bei der Neuordnung 2003/4 im Bereich der fahrzeugtechnischen Berufe dafür gesorgt, dass an echten Kundenaufträgen die Handlungskompetenzen zu prüfen bzw. nachzuweisen sind. 10 Jahre wird nun nach der neuen Prüfungsform geprüft, mir sind keine negativen "Zwischenrufe" aus der Praxis bekannt. Frage: Was sind die eigentlichen Motive von Prof. Nickolaus und warum fördert das BMBF so was und was hat denn die IG Metall mitgestaltet? Im übrigen: Auch im schulischen Bildungsystem bringt "Simulation" im Prinzip gar nichts!!
Frank Gerdes Ι 01.07.2013
Weg von der Praxis?
Bei einem schulischen Bildungssystem bringt das sicher was, es war doch immer der Vorteil im dualen System das die Azubis duch die Praxisnähe immer nah an den aktuellen Entwicklungen dran sind - und sogar kostengünstig. Bei einer Simulation muss die Software immer aktualisiert werden und schon die Erstellung kostet Geld. Macht es Sinn, wenn in der praktischen Ausbildung die Technik eh von Fachkräften beherrscht werden muss, dass es paralel noch Simuliert wird? Bei Piloten sicher - lach
Gerhard Labusch-Schönwandt Ι 01.07.2013
Ein Schritt zurück
Ich kann da Klaus nur zustimmen. Nur der betriebliche Auftrag sichert die berufliche Handlungskompetenz und die beruflich notwendige Prozesskompetenz. Mit der Simulation in der Prüfung fördern wir auch die Simulation in der Ausbildung. Das kann doch nicht ernsthaft unser Ziel sein. Stimmt auch nicht mit den Positionen überein, die wir in Neuordnungsverfahren vertreten.
Klaus Heimann Ι 30.06.2013
Von China lernen ....
Genau das ist aber die Frage: Wird bei den Ascot-Projekten ganzheitliche Handlungskompetenz gemessen? Das ist bei standardisierten, vorgestanzten Aufgaben wohl kaum erreichbar. Die Ascot-Projekte entwickeln mit viel Geld aufwendige Simulationen. Aber es bleiben Simulationen. Die Alternative ist der betriebliche Auftrag. Er setzt da an, wo es spannend ist und immer wieder anders. An den betrieblichen Handlungsprozessen, an den Aufträgen der Kunden. Und was hat das China zu tun? Nun, dort wird gerade der Kfz-Mechatroniker eingeführt. Geprueft wird natürlich an den Reparaturaufträgen der Kunden. Simulationen - nein Danke.