Aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs

Mittlerweile kommt hinzu, dass in vielen Branchen ein zunehmender Fachkräftemangel den Anpassungsdruck in Richtung auf bessere Ausbildungsbedingungen erhöht."

Die Unterschiede zeigen sich bereits im ersten Ausbildungsjahr. So verdienen Auszubildende in der Metall- und Elektroindustrie  1.037 Euro in Baden-Württemberg und 1.007 Euro in Sachsen. Wohingegen angehenden Bäcker*ininen bundesweit nur 645 Euro zur Verfügung stehen.

Erheblich sind teilweise noch die regionalen Unterschiede. "In der chemischen Industrie und der Metall- und Elektroindustrie liegen die ostdeutschen Ausbildungsvergütungen mit 9 bzw. 30 Euro pro Monat dabei nur relativ geringfügig unterhalb des hier berücksichtigten westdeutschen Tarifbezirks, wobei auch innerhalb Westdeutschlands regionale Unterschiede existieren. In anderen Tarifbranchen wie z.B. dem Friseurgewerbe oder der Floristik machen die Ost-West-Unterschiede nach wie vor mehr als 200 Euro pro Monat aus. In der Mehrzahl der Fälle differieren die Ausbildungsvergütungen zwischen 50 und 100 Euro. In zwei Branchen (der Landwirtschaft und der Süßwarenindustrie) liegen mittlerweile die ostdeutschen Ausbildungsvergütungen sogar leicht oberhalb des Westniveaus, was auf einen signifikanten Fachkräftemangel in diesen Bereichen hindeutet. [...]

"Nach wie vor gibt es allerdings [auch] eine Reihe von Branchen mit sehr niedrigen Ausbildungsvergütungen", erläutert Schulten. "Nach der Corona-Pandemie besteht gerade dort die Gefahr, dass sich über kurz oder lang nicht mehr genügend junge Leute für eine Ausbildung interessieren und sich der Fachkräftemangel immer weiter verschärft. Deshalb ist gerade in den klassischen Niedriglohnbereichen eine Stärkung der Tarifbindung und eine deutliche Aufwertung von Löhnen und Ausbildungsvergütungen nötig."

^{(Quelle: HBS)}