Ausbildung in Krisenzeit
Keine Verschlechterung für Auszubildende wegen Corona
Die Corona-Krise betrifft massiv auch die duale Berufsausbildung. Derzeit werden vermehrt Auszubildende in Betrieben einfach nach Hause geschickt. Die Vorgesetzten haben mit dem Managen der Krise oft andere Sorgen, als sich um die Auszubildenden zu kümmern. Berufsschulen haben geschlossen und auch die überbetrieblichen Ausbildungszentren im Handwerk sind wegen der Ansteckungsgefahr bis auf Weiteres dicht. Manche junge Menschen fallen da regelrecht in ein Loch.
Zusätzlich hat jetzt ein Vorstoß aus der Wirtschaft für Verunsicherung gesorgt. Der Zentralverband des Handwerks (ZDH) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordern, dass Betriebe für Azubis vom ersten Tag an Kurzarbeitergeld beantragen können, um Personalkosten zu sparen. Erste notleidende Betriebe haben offenbar schon damit gedroht, ihren Auszubildenden sogar zu kündigen.
Drohende Existenznöte
Die von ZDH und DIHK gestellte Forderung würde bedeuten: Statt der Ausbildungsvergütung bekämen Auszubildende nur noch das gesetzliche Kurzarbeitergeld von 60 Prozent der Nettoausbildungsvergütung. Das ist viel zu wenig, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Längst nicht alle Auszubildenden wohnen kostenfrei bei den Eltern, sondern müssen auch noch ihre Miete bezahlen.
Die IG Metall weist das Ansinnen von DIHK und ZDH strikt zurück. Das Berufsbildungsgesetz regelt in Paragraf 19, dass ausbildende Betriebe auch ohne Arbeit für bis zu 6 Wochen die volle Ausbildungsvergütung weiterzahlen müssen. Die aktuelle Corona-Krise darf nicht dazu genutzt werden, Verschlechterungen zu Lasten der Auszubildenden durchzusetzen.
"Die IG Metall sagt Nein zum Angriff auf die Ausbildungsvergütungen! Mit weniger Geld geraten viele Auszubildende in Existenznöte", erklärt die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner. "Gesundheit hat Vorrang. Auch in Zeiten von Corona gibt es kreative Lösungen, um eine gute Ausbildungsqualität sicherzustellen. Daran arbeiten wir gerne mit. Auf dem Rücken der Auszubildenden zu sparen, ist dagegen unredlich und kurzsichtig."
(Quelle: IGM)
Krisenbedingt fallen jetzt auch die Lehrgänge in den handwerklichen Bildungsstätten aus. Azubis können nun nicht die nötigen Zertifikate für Prüfungen machen. Joachim Noll, der auch Vizepräsident der Handwerkskammer Koblenz ist, schätzt, dass bis zu vier Wochen Ausfallzeit kompensiert werden könnten. "Aber für einen längeren Ausfall braucht es eine andere Lösung."
Deshalb ist es wichtig, dass sich Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertretungen im Betrieb für die betroffenen jungen Beschäftigten einsetzen. "In dieser Situation müssen die Betriebe daran denken, dass sie die Fachkräfte ausbilden, die sie morgen brauchen", appelliert Ralf Kutzner, geschäftsführendes IG Metall-Vorstandsmitglied, an die Handwerksbetriebe.