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DGB-Ausbildungsreport_2022

Ausbildungsreport 2022 der DGB-Jugend

Mängel in Ausbildung und Berufsorientierung

13.09.2022 Ι Fast jeder dritte Azubi macht Überstunden, viele müssen Aufgaben erledigen, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben, die Betreuung durch die Ausbilder ist oft mangelhaft - das sind nur drei Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der Ende August in Berlin vorgestellt wurde.

"Schwerpunkt des diesjährigen Ausbildungsreports ist die Berufsorientierung. Die schulische Berufsorientierung schnitt in der Befragung schlecht ab: Fast drei Viertel bzw. 72,2 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen an der Schule kaum bei der Berufswahl geholfen wurde. Überdies haben nicht einmal 29 Prozent der Befragten die Berufsberatung der Agentur für Arbeit genutzt. Von ihnen gaben außerdem 40,5 Prozent an, dass sie ihnen "weniger" oder "gar nicht" geholfen hat. "Die Jugendberufsagenturen müssen mit ihrer Arbeit sichtbarer werden und noch enger als bisher mit den Schulen zusammenarbeiten", sagt dazu Kristof Becker [DGB-Bundesjugendsekretär]. Zudem müsse die schulische Berufsorientierung in allen Schulformen gestärkt werden. "Niemand darf verloren gehen", betont Becker.

 

Mangelhaft ist oft auch die fachliche Anleitung im Ausbildungsbetrieb. So stieg der Anteil derjenigen Auszubildenden, deren Ausbilder*innen selten oder nie am Ausbildungsplatz verfügbar sind, mit 11,6 Prozent auf den höchsten seit 2008 dokumentierten Wert. Zudem gaben 13,2 Prozent der Auszubildenden an, Arbeitsvorgänge nur "selten" oder "nie" zufriedenstellend erklärt zu bekommen. Ausbildungsfremde Tätigkeiten wie Toiletten putzen, Gläser spülen und tagelange Renovierungsarbeiten im Betrieb mussten mehr als 11 Prozent der Befragten "immer" oder "häufig" erledigen. Mehr als jede*r dritte Befragte (34,5 Prozent) gab an, dass ihr/sein Betrieb keinen Ausbildungsplan vorgelegt hätte, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist.

 

Zudem muss knapp ein Drittel der befragten Auszubildenden (32,8 %) regelmäßig Überstunden machen und durchschnittlich über drei Stunden je Woche mehr arbeiten. Mehr als jede*r zehnte Auszubildene (11,6 %) bekommt für die Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. "Das alles sind klare Verstöße gegen das Berufsbildungsgesetz", sagt Kristof Becker. "Wir brauchen endlich wirksame Kontrollen der Aufsichtsbehörden, um Verstöße aufzudecken."

 

Zwar sind insgesamt über 70 Prozent der Auszubildenden (73,3 %) mit ihrer Ausbildung zufrieden, jedoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen: Insbesondere Industriemechaniker*innen, Mechatroniker*innen, Verwaltungsfachangestellte und Elektroniker*innen für Betriebstechnik sind deutlich zufriedener als der Durchschnitt. Berufe aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, der Zahnmedizin, dem Einzelhandel und dem Friseurhandwerk bewerten ihre Betriebe dagegen mangelhaft. Im Vergleich zu 2020 litten vor allem die Hotelfachfrauen*männer (-13,1%) und die Friseur*innen (-3,6%) unter den Auswirkungen der Pandemie. "Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Ausbildungszufriedenheit in diesem Jahr entwickeln wird. Gerade weil noch nicht absehbar ist, welche Folgen Krieg, Inflation und gestörte Lieferketten in den nächsten Monaten und Jahren haben werden, gilt es jetzt zu handeln. Die duale Berufsbildung muss gestärkt, sie muss krisenfest werden", sagt Kristof Becker.

 

Die repräsentative Befragung wurde von August 2020 bis März 2022 durchgeführt. Insgesamt 14.426 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen haben sich beteiligt."

(Quelle: DGB)

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