Nationale Weiterbildungsstrategie
Impulse für mehr Weiterbildung
Die Industrie steht vor einem massiven Umbruch. Klimawandel, Globalisierung und Digitalisierung führen zu gewaltigen Veränderungen. Berufliche Weiterbildung ist dabei der entscheidende Schlüssel, um den Wandel aktiv und im Sinne der Beschäftigten zu gestalten. Sie eröffnet Chancen und bietet Schutz. Mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie bündeln Bund, Länder, Gewerkschaften, Wirtschaft und die Bundesagentur für Arbeit nun ihre Anstrengungen. Die IG Metall war Teil des Prozesses und hat sich erfolgreich eingebracht.
Transformations-Kurzarbeitergeld ermöglicht strategische Weiterbildung
So wird das von der IG Metall vorgeschlagene Transformations-Kurzarbeitergeld geprüft, mit dem Beschäftigte in den Betrieben gehalten und für neue Tätigkeiten qualifiziert werden können. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, betont: "Das Transformations-Kurzarbeitergeld ermöglicht strategische Weiterbildung statt ungesteuerten Job- und Fachkräfteverlust. Voraussetzung ist aber, dass die Betriebe sich zukunftsfähig aufstellen."
Das ist heute in der Mehrzahl nicht, oder nur unzureichend der Fall - wie der Transformationsatlas zeigt, den die IG Metall vor Kurzem veröffentlich hat. In 50 Prozent der Betriebe findet demnach keine strategische Personalentwicklung statt. "Das muss sich ändern", verlangt Jörg Hofmann. Die IG Metall erfasst gemeinsam mit Betriebsräten und Vertrauensleuten den Stand der Transformation und die Auswirkungen auf die Beschäftigten systematisch. Ausgehend davon wird klarer, welche Kompetenzen künftig gefragt sind und in welche Richtung qualifiziert werden sollte.
Mentoren können zukünftig Beschäftigte im Betrieb unterstützen
Durch den Wandel der Arbeitswelt verändern sich Berufsbilder und Qualifikationsprofile massiv. Weiterbildung ist zentral für Beschäftigungssicherung. Sie darf sich gerade deshalb nicht mehr auf Spezialisten und Führungskräfte beschränken. Alle Beschäftigtengruppen müssen die Chance bekommen, sich zu qualifizieren. Das Bundesarbeitsministerium rechnet damit, dass bis 2025 durch Digitalisierung und technologischen Wandel etwa 1,3 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen, gleichzeitig aber ungefähr 2,1 Millionen neue entstehen werden.
Die Strategiepartner haben vereinbart, dass künftig Mentoren in den Betrieben die Weiterbildung der Beschäftigten unterstützen. Die IG Metall hat bereits in einem dreijährigen Forschungsprojekt Betriebsräte und Vertrauensleute in drei Pilotbetrieben zu Weiterbildungsmentoren ausgebildet. Sie sollen Mut machen, Kolleginnen und Kollegen im Betrieb unterstützen und sie zur Teilnahme an beruflicher Weiterbildung motivieren. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes IG Metall-Vorstandsmitglied, betont: "Betriebsräte und Vertrauensleute wissen, was im Betrieb ansteht und sie genießen das Vertrauen der Beschäftigten. Damit sind sie verlässliche Ansprechpartner und können durch persönliche Ansprache und Begleitung Vorbehalte abbauen."
Bildungsteilzeit nutzen
Das Bundesarbeitsministerium will außerdem Rechtsansprüche auf staatlich geförderte Bildungszeiten und Bildungsteilzeiten prüfen. Für alle IG Metall-Mitglieder, die in der Metall- und Elektroindustrie bei einem tarifgebundenen Unternehmen arbeiten, gibt es dank Tarifvertrag schon die Möglichkeit, eine Bildungsteilzeit zu vereinbaren. Tarifverträge liefern aus der Sicht der IG Metall generell reichlich Gestaltungsspielraum, um die Förderung von regelmäßiger Weiterbildung zu regeln.
Darüber hinaus plant die Regierung einen Rechtsanspruch für Beschäftigte ohne Ausbildung auf Nachholen eines Berufsabschlusses. Es wird geprüft, ob allgemein staatlich geförderte Bildungszeiten und Bildungsteilzeiten eingeführt werden, um Umschulungen und Zusatzqualifizierungen attraktiver zu machen. "Damit wird der Grundgedanke einer vorausschauenden auf gute Arbeit und Sicherheit ausgerichteten Arbeitsmarktpolitik gestärkt, wie es Gewerkschaften seit Langem fordern. Jetzt gilt es dafür zu sorgen, dass die Vorhaben auch umgesetzt werden", betont Hans-Jürgen Urban.
Die nationale Weiterbildungsstrategie will den Beschäftigten außerdem den Überblick über den Weiterbildungsmarkt erleichtern und die Beratung verbessern. Auch die Erhöhung des Aufstiegs-Bafög ist vorgesehen. Insgesamt soll mehr Geld in die Weiterbildung fließen.
(Quelle: igmetall.de)
Auf einen Blick:
"Wenn wir die Chancen des digitalen Wandels nutzen wollen, muss Deutschland mehr in Qualifizierung und Weiterbildung investieren. Das ist der Dreh- und Angelpunkt, um die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern zu erhalten, Arbeitslosigkeit zu verhindern, bevor sie im Wandel entsteht und gleichzeitig die Fachkräftebasis zu sichern. Mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist es gemeinsam mit konkreten Verabredungen zwischen Bund, Ländern, sowie Wirtschaft und Gewerkschaften gelungen, ein Signal des Aufbruchs zu setzen. Die Nationale Weiterbildungsstrategie erschöpft sich dabei nicht in abstrakten Absichtserklärungen, sondern liefert Impulse und ganz konkrete Maßnahmen - wie etwa einen grundsätzlichen Anspruch auf Nachholen eines Berufsabschlusses, die deutliche Stärkung der Weiterbildungsberatung durch die Bundesagentur für Arbeit und die Förderung von Weiterbildungsverbünden auf regionaler Ebene. Außerdem werden wir Maßnahmen wie staatlich geförderte Bildungszeiten prüfen - für neue und gute Arbeit von morgen."
(Quelle: BMAS)
"Die Vorstellung der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist ein Meilenstein für die berufliche Weiterbildung in Deutschland. Wir wollen in Deutschland eine echte Weiterbildungskultur entwickeln. Weiterbildung im Beruf muss in der Zukunft zum Arbeitsalltag gehören. Die Weiterbildung muss so ausgestaltet sein, dass sie die Beschäftigten nicht überfordert, sondern sie motiviert, sich fortzubilden. So werden wir unter anderem in einem Innovationswettbewerb "Digitale Plattform Berufliche Weiterbildung" modulare interaktive Lernplattformen entwickeln, die einen niedrigschwelligen Zugang zu lebensbegleitenden Weiterbildungsangeboten ermöglichen. Damit noch mehr Menschen eine Fortbildung in Angriff nehmen, werden wir das Aufstiegs-BAföG substantiell erhöhen. Um die Arbeitsmarktchancen von Personen ohne Berufsabschluss zu erhöhen, werden wir Verfahren der Bewertung und Zertifizierung informell erworbener Kompetenzen flächendeckend ausbauen, und eine bundesweit verbindliche Verankerung dieses Validierungsverfahrens anstreben. In den Betrieben sollen unter anderem Weiterbildungsmentoren die Weiterbildung der Kollegen unterstützen. Dies ist nur der Beginn einer längeren Offensive. Wir machen damit deutlich, welche Bedeutung die Weiterbildung für die Zukunft hat."
(Quelle: BMAS)