IAB-Studie prognostiziert weiteren Rückgang
Zuspitzung auf dem Ausbildungsmarkt droht
Diese Prognose spitzt die Ergebnisse einer Betriebsrätebefragung der IG Metall Ende 2020 weiter zu, wonach ein Rückgang von 9,4 Prozent der Ausbildungsplätze erwartet wurde.
Ein solcher Rückgang lässt sich mit der Erfahrung aus der Finanzkrise 2008/2009 nicht einfach wieder auffangen.
Die aktuellen Krisenhilfen sind fraglos sinnvoll, reichen aber mittelfristig nicht aus. Es braucht nach Einschätzung von Hans-Jürgen Urban (geschäftsführenden Vorstandsmitglied der IG Metall) "zusätzlich verlässliche Regelungen, die den Ausbildungsmarkt stabilisieren und einen weiteren Rückgang der betrieblichen Ausbildung, insbesondere auch in der Metall- und Elektroindustrie, verhindern. Die von der IG Metall seit Jahren geforderte Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen ist eine Möglichkeit für mehr Verlässlichkeit. Gelingt es nicht, die Talfahrt vieler Betriebe beim Ausbildungsengagement zu stoppen, bedeutet dies nicht nur eine Gefahr für die Wirtschaftskraft unseres Landes, sondern vielmehr auch eine Gefahr für unsere Demokratie, wenn immer mehr Menschen weder am Arbeits- noch am gesellschaftlichen Leben teilhaben können." (vgl. BBAktuell | Nov. 2020)
Zu welchem Fazit kommt nun das IAB
"Den Ergebnissen der hier zugrunde gelegten Betriebsbefragung zufolge könnte jeder zehnte ausbildungsberechtigte Betrieb aufgrund der Covid-19-Krise im kommenden Ausbildungsjahr weniger Ausbildungsplätze besetzen. Hierbei handelt es sich insbesondere um kleinere Betriebe sowie um Betriebe, die stark unter der Krise leiden.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen auch wegen der aktuellen Schwierigkeiten, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden, zurückgeht.
Die betroffenen Betriebe befinden sich in einem Dilemma: Einerseits fällt es ihnen angesichts ihrer finanziellen Lage und der wirtschaftlichen Unsicherheit derzeit schwer, ihr bisheriges Ausbildungsengagement aufrechtzuerhalten. Andererseits könnten ihnen mittel- bis langfristig genau deswegen Fachkräfte fehlen. Denn diese werden sie benötigen, um nach der Krise ihre Geschäftstätigkeit wieder in vollem Umfang aufnehmen zu können.
Aber auch die Jugendlichen selbst werden die negativen Konsequenzen eines geringeren Ausbildungsplatzangebots zu tragen haben. Nach Vorausschätzungen der Kultusministerkonferenz wird die Zahl der Absolventinnen und Absolventen allgemeinbildender Schulen in diesem Jahr leicht steigen. Zudem dürfte die Zahl der Ausbildungssuchenden laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit zunehmen.
Andererseits ist die Anzahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz von Oktober 2020 bis Januar 2021 um 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, wie die aktuelle Ausbildungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit ausweist. Daher könnte die Zahl der Ausbildungssuchenden im übernächsten Ausbildungsjahr stark steigen.
Steht in diesem oder im folgenden Ausbildungsjahr einer wachsenden Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern eine geringere Anzahl an Lehrstellen gegenüber, verringern sich jedoch die Chancen für den Einzelnen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Das dürfte vor allem Schülerinnen und Schüler mit keinem oder niedrigem Schulabschluss treffen. Sie tun sich in Krisenzeiten oftmals besonders schwer, eine Lehrstelle zu finden."
(Quelle: IAB)