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MERTON-durchfechter_podcast-Esser-2022

Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung mahnt im Durchfechter-Podcast

"Wir stehen vor einer Fachkräftekatastrophe"

22.07.2022 Ι "Handwerk und Berufsausbildung sind im Zuge der Akademisierung aus dem gesellschaftlichen Fokus gerutscht. Die Wertschätzung für beides bröckelt seit Jahren. Friedrich Hubert Esser stemmt sich dagegen. Im Durchfechter-Podcast räumt er mit Klischees rund um die Handwerksberufe auf. Und warnt vor einem katastrophalen Fachkräftemangel."

 

 

Friedrich Hubert Esser beunruhigt, dass viele Eltern anscheinend nur noch wenig Vertrauen in die Tatsache haben, "dass eine duale Berufsausbildung ein sehr guter Start für die Karriere ihre Kinder sein kann. Gerade für solche Kinder, die schulmüde sind. Friedrich Hubert Esser kennt dieses Desinteresse an Schule selbst. Als Teenager hatte er irgendwann genug von all den Fächern und wollte stattdessen raus ins Leben. 

 

Der Bildungsexperte wird nicht müde, auf die Durchlässigkeit und Vorteile des deutschen tertiären Bildungssystems hinzuweisen: Ein "Draufsatteln" von Bildung sei jederzeit möglich. Und was die Lust am Lernen angeht? Die komme oft genug von allein zurück.

 

Das angeknackste Image der Berufsausbildung allerdings macht Friedrich Hubert Esser wirklich Sorgen. Er mahnt mittlerweile mit klaren Worten vor einer Fachkräftekatastrophe im Handwerk und nicht mehr bloß vor einem Fachkräftemangel. Dieses Lauterwerden ist nötig, denn der demografische Wandel wird das Problem befeuern und auch in den Berufsschulen gibt es große Baustellen.

 

Was all das mit unseren zukünftigen Smart Homes und der Energiewende zu tun hat, erzählt Friedrich Hubert Esser im Durchfechter-Podcast. Er entstaubt die Vorstellungen über traditionelle Berufe und wirbt für ein breiteres Bildungsverständnis an Gymnasien."

(Quelle: MERTON)

 

Auch die IG Metall kämpft seit vielen Jahren für attraktivere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen im Handwerk. Aus Sicht der Bildungs- und Handwerksexperten der Gewerkschaften sind es insbesondere zwei Faktoren, die ausgemacht werden können. Zum einen entscheiden sich viele junge Menschen gegen eine Ausbildung im Handwerk, weil sie häufig weder attraktive Karriere- noch Verdienstmöglichkeiten sehen. Zum anderen zeigen sich inzwischen in Teilen des Handwerks gravierende Qualitätsprobleme in der Ausbildung. Die überdurchschnittlich hohe Zahl von Ausbildungsabbrüchen in einigen Gewerken und die oft schlechteren Prüfungsergebnisse sind ein Indiz dafür.

Hinzu kommt die niedrige Ausbildungsvergütung in einigen Gewerken. Vor diesem Hintergrund fällt es den Handwerksbetrieben zunehmend schwerer, Auszubildende zu finden. Zahlreiche Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt.

 

 

bereits 2019 formuliert, ...

Das Problem ist von der Politik und der Wirtschaft erkannt worden. Deshalb ist eine Novellierung des Berufsbildungsgesetzes sowie parallel dazu, eine den Teil der Aus- und Weiterbildung betreffende Novellierung der Handwerksordnung in der parlamentarischen Abstimmung. Die IG Metall begleitet das Verfahren mit klaren ordnungspolitischen Forderungen zur Stärkung der Attraktivität der dualen Ausbildung. Das sind unter anderem eine gesetzlich verbindliche Verankerung der Ausbildereignungsverordnung (AEVO), die Stärkung des Ehrenamtes im Prüfungswesen, Impulse zur Qualitätssicherung der Ausbildung oder die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung. Ergänzt werden diese Forderungen durch die gesetzliche Verankerung des Konsensprinzips, damit rechtlich sichergestellt ist, dass nur Berufe verordnet werden, die von beiden Sozialpartnern getragen werden. Dieses Forderungspaket ist auch Basis der handwerkspolitischen Vorschläge der IG Metall.

 

Die Attraktivität des Handwerks als Arbeitgeber für junge Menschen wird steigen, wenn die Ausbildungsbedingungen über verbindliche Tarifverträge geregelt werden. Es kann nicht sein, dass häufig lediglich völlig unverbindliche Innungs- oder Verbandsempfehlungen als Basis für die Ausbildungsvergütungen dienen. In diesen tariffreien Zonen sind die Ausbildungsvergütungen, die wöchentlichen Arbeitszeiten oder Urlaubsansprüche der Jugendlichen gegenüber anderen Branchen nicht mehr konkurrenzfähig.

 

Es liegt auf der Hand, dass Image und Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk wesentlich von späteren Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten abhängen. Die Stärkung der Tarifbindung im Handwerk ist daher elementarer Bestandteil zur Sicherung des beruflichen Nachwuchses. Dies gilt für Auszubildende genauso wie für Gesellen und andere Fachkräfte.

 

Der Gesetzgeber ist gefordert, den Ordnungsrahmen und das Tarifvertragssystems im Handwerk zu stärken.

 

Außerdem spielen gut qualifiziertes Personal und durchdachte betriebliche Ausbildungskonzepte eine entscheidende Rolle für die Qualität der Ausbildung. Wichtig ist auch eine kontinuierliche Reflexion zwischen den Beteiligten. Eine passgenaue Vermittlung von Auszubildenden in die Betriebe wird die Ausbildungszufriedenheit erhöhen und somit das Risiko von Vertragslösungen verringern. Besonders kleine und mittlere Ausbildungsbetriebe müssen unterstützt werden.

 

In den Berufsbildungsausschüssen und Vollversammlungen der Handwerkskammern muss deshalb eine breite Qualitätsdiskussion geführt werden. Zudem müssen die Beratungsangebote und die Zahl der Ausbildungsberater deutlich erhöht werden.

 

Als dritter Lernort für Auszubildende, neben Betrieb und Berufsschule, müssen die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten und Kompetenzzentren weiter gestärkt werden. Die jährlich mit einem dreistelligen Millionenbetrag aus Steuermitteln geförderten Bildungsstätten leisten mit 90.000 Werkstattplätzen an rund 550 Standorten einen wichtigen Beitrag für eine hochwertige Qualifizierung und den Technologietransfer im Handwerk. Der massive Rückgang bei den Auszubildendenzahlen bedroht diese Bildungsinfrastruktur des Handwerks in ihrer Existenz. Viele Bildungsstätten sind nicht mehr ausgelastet. So unterbleiben notwendige Investitionen in Ausstattung und Sanierung, Standorte werden zusammengelegt.

 

Das schmälert die Chancen auf eine attraktive Ausbildung, gerade im Hinblick auf den Transformationsprozess. Gerade die überbetrieblichen Bildungsstätten könnten als Kompetenzzentren dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Es müssen unter Beteiligung der Gewerkschaften zukunftsfähige Konzepte entwickelt werden.

 

  • Ausbildungsbedingungen im Handwerk müssen wieder stärker auf Basis von verbindlichen Ausbildungstarifverträgen geregelt werden statt durch unverbindliche Innungsempfehlungen.
  • Verbindliche Ausbildungsqualitätsstandards festlegen und Beratungsangebote der Kammern ausbauen
  • Die Erarbeitung der Lehrgänge für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) muss integraler Bestandteil der Neuordnungsverfahren beim Bundesinstitut für Berufsbildung sein.
  • Verbesserung der Lernortkooperation durch paritätisch besetzte Koordinierungsausschüsse in allen ÜLU-Bildungsstätten
  • Zugang und Mitbestimmung der Gewerkschaften in allen ÜLU-Bildungsstätten
  • Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Innungen sind zu konkretisieren.

 

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Gerhard Endres Ι 25.07.2022
Duale Berufsausbildung
Wir sollten viel mehr die Stärken der dualen Berufsausbildung hervorstehen als die Mängel: z.B. Bezahlung. Viele Studenten bekommen gar keine Bezahlung (Bafög) und viel in Berufsfachschulen bekommen auch kein Geld oder müssen sogar was bezahlen. Hinzu kommt: 1/3 aller Studenten/innen scheitert. Die Grundfrage ist. Wie kann endlich flächendeckend eine gute Berufssorientiierung stattfinden (auch an den Gymnasien) und vorallem Eltern, Lehrer etc.. die duale Berufssausbildung durch eigene Praktikas z.B. ein wenig „erschnappend“. Hinzu kommt: die meisten wissen gar nicht, dass man kein Abitur zum studieren braucht sondern den 3. Bildungsweg gibt Ausbildung, arbeit, Weiterbildung..viele die diesen Weg gegangen sind (früher 2. Bildungsweg können viel mehr: Bestes Beispiel Herr Brandstetter ist der einzige aus dem VW Vorstand der Selbst eine duale Berufsausbildung gemacht ..viele Ingenieure meinen sie sind was Besseres, als die Facharbeiter/innen..denn weder Abitur noch Studium fördern die Sozialkompetenz und auch nicht die Teamarbeit, gerade wenn es schwierig wird

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