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Mitbestimmung des Betriebsrats

Ausbildung Industrie 4.0 ist wichtig für den Erhalt des Standorts

15.06.2016 Ι Bei allen Themen der Aus-und Weiterbildung im Betrieb sind Betriebsräte mit von der Partie. Industrie 4.0 ändert daran nichts. Wie Ausbildungsinhalte und Bildungskonzepte bei der Siemens AG sich wandeln und was das mit Standortsicherung zu tun hat, erläutern Olaf Bolduan, Betriebsratsvorsitzender des Siemens Dynamowerks Berlin, und Thomas Hafke, Betriebsratsvorsitzender der Siemens Niederlassung Berlin, im Interview.

Warum haben Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung von Siemens das Projekt Auswirkungen der Digitalisierung auf die Ausbildung angeschoben?

Bolduan: Wir wollten wissen, inwieweit unsere Ausbildung dem digitalen Wandel gerecht wird. Dazu wurden insbesondere die gewerblich-technischen Berufe unter die Lupe genommen. Nach dem ersten "Hyp" in Sachen Industrie 4.0 geht es jetzt darum, Stetigkeit in die Ausbildung zu sichern. Das bedeutet, Siemens muss weiter in gute Ausbildung investieren und auch den Umfang der Ausbildungsstandorte und Anzahl der Auszubildenden der Ausbildung aufrechterhalten.

 

Was ist dabei herausgekommen?

Bolduan: Die Analyse zeigt, dass die Grundlagen digitalen Arbeitens in der Ausbildung bereits gut vermittelt werden. Siemens versteht sich als Vorreiter in Sachen Industrie 4.0 und muss auch Vorreiter bei der Ausbildung sein und seine gesellschaftliche Verpflichtung bei der Ausbildung konstant wahrnehmen.

 

Wie sieht die Entwicklung im Service aus?

Hafke: Auch in der Wartung und im Service werden immer häufiger die Information zusammengeführt und vernetzt. Die Vision: Service-Techniker tragen demnächst Miniaturcomputer in Form einer Brille am Kopf. Heute hat schon jeder Mitarbeiter ein iPad und sendet Daten von der Baustelle.

 

Sofort liegt die Datensicherheit auf dem Tisch des Betriebsrats.

Hafke: Natürlich, dadurch ergibt sich für die Betriebsräte ein neues

Spielfeld: Der Datenfluss kann in der Tat auch zur Leistungs- und Verhaltenskontrolle genutzt werden. Verändert hat sich auch der Bereitschaftsdienst: Viele Dienstleistungen sind inzwischen Remote von zu Hause mit dem iPad zu erbringen. Theoretisch könnten wir ein Kraftwerk vom iPhon aus runterfahren. Außerdem erwarten die Beschäftigten, dass die Programme auf dem iPad gut laufen und in ihrer Tauglichkeit, die Arbeitsaufgaben auch wirklich komplett abdecken.

 

Wie ist das zu bewerten?

Hafke: Arbeitsinhalte und Arbeitsplätze verändern sich. Das ist unproblematisch, so lange die Arbeitsplätze nicht komplett verschwinden und keine neue entsteht. Verschwindet der Arbeitsplatz dann verändert sich der Blick: Technik wird dann zur Bedrohung und macht den Menschen Angst.

 

Für die Mitarbeiter der Niederlassungen bei Siemens gibt es bei der Weiterbildung eine Sonderregelung?

Hafke: In einem Ergänzungstarifvertrag ist geregelt, dass jeder Mitarbeiter mindestens 50 Stunden Weiterbildung im Jahr machen muss. Den Schnitt, über alle Beschäftigten hinweg, schaffen wir jedes Jahr. Weiterbildung ist also Alltag bei unseren 1.300 Beschäftigten.

 

Macht die SPE Angebot?

Hafke: Ja, es gibt die Weiterbildungsangebote der SPE. Und falls diese nicht passen, dann intervenieren wir als Betriebsrat. Es gibt auch Schulungen bei den Herstellern. Wir sind so breit aufgestellt, weil wir in der Region auf alle Siemens-Produkte treffen, das geht von Geräten der Medizintechnik bis zu 110 KV-Schaltanlagen. Nicht nur unsere Monteure, auch die Ingenieure brauchen regelmäßig Weiterbildung. Und Datensicherheit wird sehr ernst genommen: Die Mitarbeiter sind verpflichtet regelmäßig WBT zu machen. Auch zum Umgang mit sozialen Netzwerken.

 

Wie kümmert sich der Betriebsrat um die Ausbildung?

Hafke: Wir sind bei der Einstellung dabei. Jedes Jahr kommen beim Service 20 Azubis in die Ausbildung, die die SPE für uns durchführt. Wenn die Azubis im Betriebseinsatz auf der Baustelle, bei der Anlage des Kunden oder im Serviceeinsatz sind, bekommen wir Rückmeldungen, wenn irgendwas nicht passt. Und schließlich geht es auch um die Übernahme nach Ausbildung.

 

Noch mal zurück zum zentralen Projekt der SPE: Gibt es Änderungsbedarf?

Bolduan: Notwendig sind eine intensivere Vermittlung von IT-Kompetenzen und eine gute betriebliche Umsetzung.

 

Alles nicht ganz einfach, wenn angekündigt wird Arbeitsplätze abzubauen?

Bolduan: Das ist eindeutig die falsche Botschaft. Wir Betriebsräte haben Sorge, dass die industrielle Wertschöpfung aus Deutschland ausgelagert werden soll. Wir kämpfen für Beschäftigung und Innovation. Ausbildung für Industrie 4.0 ist ein wichtiger Baustein für den Erhalt des Standorts. Es geht aber auch darum, die heutigen Belegschaften auf die digitale Reise mitzunehmen. Gezieltes Zusammenarbeiten der Generationen und ein qualifiziertes und offenes Weiterbildungsprogramm sind aus meiner Sicht probate Mittel.

 

 

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Quellnachweis

Autor: Klaus Heiman

Bilder: Klaus Heimann, Siemens AG

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