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Ehrenamtliche Ausbildungsprüfer in der IG Metall

Mit Menschlichkeit prüfen - und immer den Prüfling im Fokus

27.11.2013 Ι Unzählige Experten aus den Betrieben sind ehrenamtlich für die IG Metall in Sachen Berufsbildung unterwegs. WAP sprach mit Reinhold Sauer, Ausbilder für Mechatroniker und Industriemechaniker bei Bosch sowie ehrenamtlicher Prüfer und Vorsitzender des Prüfungsausschusses bei der IHK Bayreuth. Zudem ist Reinhold Sachverständiger bei der Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL).

 

Reinhold, warum sind Praktiker aus den Betrieben wie Du beim Gestalten und Abnehmen von Prüfungen dabei?
Reinhold Sauer: Die Prüfungen müssen praxisnah und machbar sein. Wir Leute aus der Praxis wissen eben, was machbar ist und welche Prüfungsinhalte Sinn machen. Wir Gewerkschaftsvertreter haben dabei immer den Prüfling im Fokus. Daher ist es so wichtig, dass wir dabei sind. Unser Anspruch ist: Die Prüfung soll fair sein.

 

Was heißt "faire" Prüfung für Dich?
Ich bin auch nicht für eine Kuschelrunde. Die Prüfung soll einen gewissen Anspruch haben. Man muss vom Prüfling schon etwas erwarten können. Aber es muss einfach gerecht dabei zugehen. Wenn wir im Prüfungsausschuss Prüfungsaufgaben erstellen, achten wir immer darauf, dass die Fragen eindeutig formuliert sind. Das Fachgespräch sollte auf den Prüfling abgestimmt und die Bewertung nachvollziehbar sein. Es gibt Azubis, die Prüfungsangst oder Probleme mit der deutschen Sprache haben. Darauf sollten wir Rücksicht nehmen. Schließlich wollen wir ein ehrliches, korrektes Prüfungsergebnis. Die Kunst des Prüfers ist es, den Prüfling bei der Prüfung so zu fördern, dass er sein wahres Gesicht zeigt und sich präsentieren kann. Jeder soll die gleiche Chance haben, sein Wissen aufzuzeigen. Damit am Ende das Ergebnis herauskommt, das der Prüfling verdient.

 

Faire Prüfungen mit einem ehrlichen Prüfungsergebnis - wie schaffst Du das in der Realität?
Bei den Fachgesprächen versuchen wir, den Prüfling abzuholen, ihn aufzuwärmen und ihm eine angenehme Atmosphäre zu geben. Er soll spüren, dass wir es ehrlich mit ihm meinen und dass Menschen vor ihm sitzen, die ganz normale Ausbilder aus den Betrieben sind. Als Vorsitzender des Prüfungsausschusses achte ich darauf, dass die Prüfergruppen gut gemischt sind. Dass wir Prüfer dabei haben, die mit Menschlichkeit an die Sache herangehen, statt auf dem wunden Punkt des Azubis herumzutrampeln. Es ist wichtig, dass wir als Prüfer aufeinander aufpassen. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Und in einer Stresssituation kannst Du ja im Grunde jeden durchfallen lassen.

 

Wie bist Du dazu gekommen, Dich ehrenamtlich als Prüfer und Sachverständiger zu engagieren?
Nach meiner Meisterprüfung und über 15 Jahren im Beruf wollte ich etwas Neues machen und junge Leute von meinem Wissen profitieren lassen. Ich freue mich, wenn die jungen Facharbeiter mehr können als ich und Spaß an ihrem Beruf haben. So bin ich vor 16 Jahren Ausbilder geworden und zwei Jahre danach ehrenamtlicher Prüfer. Seit einigen Jahren bin ich nun Vorsitzender des Prüfungsausschusses bei der IHK Bayreuth - und seit kurzem auch Sachverständiger bei der Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL) in Stuttgart.

 

Was machst Du genau bei der PAL - und wie läuft die Zusammenarbeit mit den Sachverständigen der Arbeitgeberseite?
Derzeit erstellen wir bei der PAL gerade die Mechatroniker-Prüfungen für 2014 bis 2016. Dazu laufen auch Tests in der betrieblichen Praxis, damit die Prüfungen auch wirklich durchführbar sind. Wir sind drei Gewerkschaftsvertreter, drei Arbeitgebervertreter und drei Berufsschullehrer mit mir als Sachverständigen auf Arbeitnehmerseite. Wir arbeiten sehr sachorientiert und partnerschaftlich zusammen. Wenn ich aus praktischer Sicht argumentiere, etwa "Versteht das der Prüfling überhaupt?" oder "Ist das überhaupt für Mechatroniker geeignet?", dann diskutieren wir konstruktiv darüber. Es ist wichtig, dass wir miteinander arbeiten. Denn gegeneinander kommen wir bei Bildung nicht weiter.

 

Bei Euch im Betrieb, bei Bosch in Bamberg, gibt es keine zentralen PAL-Prüfungen, sondern ausschließlich den "betrieblichen Auftrag". Was bedeutet das?
Beim betrieblichen Auftrag machen die Prüflinge etwas Konstruktives, das auch einen Nutzen für den Betrieb hat - und nicht etwas Fiktives für die Tonne. Das finde ich viel besser. Mit dem betrieblichen Auftrag ist die Prüfung viel realistischer und viel näher an der täglichen Arbeit. Ich erinnere mich noch an einen Prüfling, der gesagt hat: "Selbst bei meiner Prüfung konnte ich noch etwas lernen." So soll es doch sein. Dennoch gibt es Betriebe, die den betrieblichen Auftrag aus irgendwelchen Gründen nicht umsetzen können. Daher ist es wichtig, dass es alternativ auch den zentralen Prüfungsvorschlag der PAL gibt.

Autor: Dirk Erb

 

 

Reinhold ist Mitglied des Beratergremiums im Prüfungswesen:

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