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Petra_Nolte

Ehrenamtliche Berufsbildungsexperten der IG Metall

Gute Ausbildung durch Engagement vieler Experten

06.12.2013 Ι Petra Nolte ist auf allen Ebenen der Berufsbildung unterwegs: Als Sachverständige der IG Metall gestaltet sie Berufe. Als Betriebsrätin bei VW in Osnabrück überwacht sie die Ausbildung im Betrieb. Und im regionalen Prüfungsausschuss der IHK erstellt sie Prüfungen und nimmt sie ab. Ohne Leute wie sie würde das Berufsbildungssystem nicht funktionieren.

Petra, was leisten ehrenamtliche Experten aus der Praxis bei der Gestaltung und Umsetzung der Berufsausbildung?


Petra Nolte: Wir investieren viel Zeit und Energie. Zunächst sind wir fachlich eng mit der Praxis verbunden, viele sind selbst Ausbilder in den Betrieben. Dabei reicht es nicht, den eigenen Job zu können, sondern wir müssen auch die Ausbildungsverordnungen und die Ausbildungsrahmenpläne kennen. Zudem haben wir auch Sitzungen, wo wir Erfahrungen austauschen und diskutieren: Auf Workshops und in den Sachverständigenkreisen der IG Metall. Daneben erstellen wir Fachgespräche für Prüfungen, korrigieren und vergeben Noten. Das alles läuft großenteils in der Freizeit.

 

Warum machst Du das alles?


Es muss jemand da sein, der sagt: So läuft es tatsächlich im Betrieb. Deshalb müssen Arbeitnehmervertreter/innen dabei sein. Wir sind definitiv die betrieblichen Experten. Die Arbeitgeber sind oft weit weg von der Praxis. Es sind zwar auch Praktiker dabei, aber eben auch Management-Vertreterinnen und -Vertreter, die die Kostenbrille aufhaben. Wir müssen denen die Augen öffnen: Was tun die Beschäftigten wirklich? Und wie haben sich die Anforderungen verändert?

 

Du hast ja die Neuordnung der Büroberufe mitgestaltet. Was hat sich denn da in den letzten Jahren verändert?


Die Anforderungen an Bürobeschäftigte sind massiv gestiegen. Das sind keine "Tippsen" mehr. Sie müssen ganze Prozesse selbständig managen, bis hin zur Organisation von Veranstaltungen.

 

Du bist ja auch als Betriebsrätin bei der Umsetzung der Ausbildung im Betrieb beteiligt. Warum ist das so wichtig?


Wir überwachen die Qualität der Ausbildung. Indem wir darauf achten, ob die Inhalte aus dem Ausbildungsrahmenplan, den wir als Berufemacher erstellt haben, auch wirklich gelehrt werden. Sind dort alle Ausbildungsbereiche abgedeckt? Zudem reden wir auch bei der Auswahl von Ausbildern/Ausbilderinnen mit. Sind sie nicht nur fachlich, sondern auch persönlich und sozial in der Lage, junge Menschen anzuleiten? Außerdem sind wir bei den Auswahlgesprächen mit den Ausbildungsbewerbern dabei. Dort achten wir darauf, dass das Verfahren fair und nachvollziehbar ist. Und dass etwa weibliche Talente vernünftig eingebunden werden.

 

Dass das bei Euch bei Volkswagen mit der guten Ausbildung funktioniert wundert ja nicht. Aber wie ist das in anderen Betrieben? Das bekommst Du ja als Prüferin auch mit.


Ja, bei VW kommt es in der Regel zu keinen Problemen, weil viele mitschauen und die starke Mitbestimmung der Arbeitnehmervertreter/innen selbstverständlich ist. Zudem gehören Ausbildung und Qualifizierung auch zur Zukunftsstrategie des Konzerns. Aber auch in den anderen Betrieben läuft die Ausbildung im Großen und Ganzen gut. Das bekomme ich im Erfahrungsaustausch mit anderen ehrenamtlichen Prüfern und Prüferinnen im Prüfungsausschuss bei der Kammer mit. Klar ist die Intensität von Teilen des Ausbildungsrahmenplans in kleineren Betrieben eher mal etwas flacher. Aber: Insgesamt wissen die meisten Betriebe heute um die Wichtigkeit einer hochwertigen Ausbildung.

 

Die Bundesregierung versucht ja gerade, das deutsche duale Berufsbildungssystem in andere Länder zu exportieren. Geht das überhaupt? Du bist ja auf allen Ebenen der Berufsbildung dabei.


Die Bundesregierung weiß anscheinend nicht genau, wie viel wirklich dahintersteckt: Leute, Standards und Abläufe. Das in einem anderen Land umzusetzen, dauert Jahre. Nur das Engagement und Zusammenspiel vieler Experten führt dazu, dass die Berufsausbildung so gut ist, wie sie ist.

 

Autor: Dirk Erb

 

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