Dokumentation der 14. IG Metall Fachtagung für Personal in der beruflichen Bildung 2019
Transformation braucht kluge Köpfe - Alle brauchen gute Bildung!
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Betriebsratsgremien können eine Bildungsausschuss gründen. Das Forum beschäftigte sich mit den Grundlagen und den Inhalten und Themen von Bildungsausschüssen nach dem BetrVG. Es wurden Materialien vorgestellt, die die Arbeit unterstützen. Zwei erfahrene betriebliche Mitglieder von Ausschüssen berichteten von ihrer Arbeit, stellen eine Tagesordnung vor und berichten von einem guten Beispiel aus der betrieblichen Praxis.
War es am Anfang im Interesse aller Beteiligter, dass sich die dualen Studienangebote nachhaltig entwickeln, zeigt sich heute die Notwendigkeit, verbindliche betriebliche Standards für die Arbeits- und Lernbedingungen einzuführen. In unserem Forum haben wir betrachtet, was das Berufsbildungsgesetz regeln könnte - wenn die Regierung wöllte, was die Wissenschaft zu dem Regelungsbedarf sagt und wie die IG Metall diese Herausforderung proaktiv angeht: Bildungspolitisch, betriebspolitisch und tarifpolitisch.
Standardberufsbildpositionen sind integrativ während der gesamten Ausbildung zu vermitteln und damit wie der gesamte Ausbildungsrahmenplan Mindestanforderungen. Das bedeutet, ihre Vermittlung ist von allen Ausbildungsbetrieben sicherzustellen. Standardberufsbildpositionen sind aber auch bildungspolitische Steuerungsinstrumente. Durch ihre Berücksichtigung als Mindeststandards in allen Ausbildungsordnungen geht ein wichtiges bildungspolitisches Signal für alle an der Berufsbildung beteiligten Institutionen und Akteure (Betriebe, Berufsschulen, Kammern, Prüfungsausschüsse) aus. Die bisherigen Standardberufsbildpositionen; Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht, Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes, Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit und Umweltschutz werden alle aktuell überarbeitet und um die Themen Nachhaltigkeit, Datenschutz und Datensicherheit und Digitalisierung erweitert.
Gescheiterte Beschäftigungs- und Ausbildungsverhältnisse von schwerbehinderten oder lernbeeinträchtigten Menschen sind mächtig. Sie dienen oft als Bestätigung von Unsicherheiten, Vorbehalten und Vorurteilen. Man hat ja gleich gesagt, gedacht oder geahnt: Das klappt nicht. Allerdings liegen die Ursachen oft genau darin: in Unsicherheiten, Vorbehalten und Vorurteilen, die sich dann selbst bestätigen. Was wir brauchen ist deshalb in vielen Betrieben mehr Know-how, mehr Sicherheit und eine positivere Kultur im Umgang mit dem Thema der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung. Dazu haben wir uns Beispiele aus der Praxis genauer angesehen und uns fachkundige Beratung für mögliche betriebliche und individuelle Unterstützung geholt.
Der aktuellen Digitalisierung in der Berufsausbildung ein Gesicht geben und z.B. Möglichkeiten des vernetzten Arbeitens und Lernens in den Ausbildungsalltag zu bringen ist unser Auftrag. In diesem Forum gab es Einblicke in Arbeit des Projektes IT:D zu Lern- und Arbeitsplattformen, Lernträgern, Qualifizierungs- und Onlineangeboten für Auszubildende und ihre Ausbilder/innen, Betriebsräte und JAV'en, die sich mit Berufsbildung 4.0 beschäftigen. Im Kern stellten wir ein mobiles Lernsystem vor, eine in der jeweiligen Arbeits- und Lernumgebung des Ausbildungsbetriebes nutzbare Applikation, die abrufbare Informationen didaktisch aufbereitet zur Verfügung stellt. Wir sind ein Verbundprojekt von IG Metall und der Nachwuchsstiftung Maschinenbau und gestalten mit zahlreichen Entwicklungs- und Netzwerkpartnern das Innovations- und Transfernetzwerk IT:D in Baden-Württemberg.
Die Unzufriedenheit mit der jetzigen Situation im Prüfungswesen beklagen viele beteiligte Akteure. Betriebe, weil sie viel Ressourcen in die Prüfungsvorbereitung und Prüfung investieren müssen, Azubis, weil sie für eine punktuelle Prüfung Wissen pauken müssen und Prüfende, weil die Aufwände für das Ehrenamt sehr hoch sind. Diese unterschiedlich gelagerte Unzufriedenheit der Akteure im Prüfungswesen wäre Grund genug, sich ausführlich mit dem Prüfungsthema auseinander zu setzten. Hinzu kommen aber noch die Transformationsprozesse, insbesondere infolge digitaler Technologien. Sie verändern zu prüfende berufliche Kompetenzen und ermöglichen neue Formen des Prüfens. Im Forum wurde über einen Vorschlag zur Zukunft der Prüfungen diskutiert, den der Prüferberaterkreis der IG Metall initiiert hat: Er schlägt eine duale Kompetenzprüfung vor. Sie gliedert sich in eine Abschlussprüfung, bei der Auszubildende ihre berufliche Handlungskompetenz in tatsächlicher beruflicher Handlung nachweisen und eines schulischen Kompetenznachweises Ziel des Vorschlages ist es, die Abschlussprüfung auf kompetentes berufliches Handeln in der digitalen Arbeitswelt auszurichten und unnötige Aufwände für Azubis, Betriebe und Prüfende zu reduzieren.
Dieser Zusammenhang wird für Betriebsräte, Personaler und in der Aus- und Weiterbildung Tätige immer wichtiger: Personalplanung als die gedankliche Vorwegnahme und vorausschauende, systematische Konzeption künftiger personeller Maßnahmen schaut im Kern auf die Qualität und Quantität der Beschäftigten. Personalentwicklung fördert dabei über Bildung, anderen Entwicklungsmaßnahmen oder über Impulse für lernförderliche Arbeitsbedingungen die betriebliche Kompetenzentwicklung. In Zeiten von Digitalisierung, Internationalisierung, älter werdenden Belegschaften ist für ein Gelingen die Beteiligung und Mitbestimmung nach BetrVG ein wichtiger Gestaltungsfaktor. In diesem Forum haben wir Möglichkeiten und Praxis "Guter Bildung und Qualifizierung" im Betrieb bearbeitet und diskutiert.
Kommunikation so effektiv, schnell und einfach wie mit WhatsApp und Co - ABER DSGVO-und Betriebsratskonform: Die junge Generation an Nachwuchskräften kommuniziert privat und immer öfters auch beruflich bevorzugt über öffentliche soziale Messenger. Denn mobiles, schnelles, effizientes und vernetztes Zusammenarbeiten, ist im Zuge der Digitalisierung für eine moderne Unternehmenskultur nicht mehr wegzudenken. Dies trifft vermehrt auch auf die Kommunikation zwischen gewerblichen- und kaufmännischen Mitarbeitern zu. In der Theorie klingt das gut. Doch wie lässt sich das unter Sicherheitsbestimmungen wie der Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) und den Interessen der Arbeitnehmervertretung mit Themen wie z.B. "BYOD" (bring your own device - dem Arbeiten mit dem eigenen Endgerät) & Arbeitszeitüberwachung in der Praxis umsetzten? Benedikt Ilg von Flip und Christina Bäuerle von Porsche berichteten über ihre Erfahrungen mit der Einführung eines Tools in einem großen deutschen Automobilkonzern, welches all diese Anforderungen erfüllt.
Unsere regionalen Arbeitskreise im Berufsbildungsbereich sind ein wichtiger Anlaufpunkt für Kolleginnen und Kollegen, die sich für Themen der beruflichen Bildung interessieren, für Geschäftsstellen und Bezirksleitungen und für regionale Institutionen und Akteure. Wir stellten hier Aktivitäten der Arbeitskreise vor, wie ehrenamtliche Arbeitskreise inhaltlich die IG Metall regional vor Ort Unterstützern und stärken, wir Arbeitsgreise gegründet werden können und bieten auch eine im Forum eine Plattform sich überregional auszutauschen und zu vernetzten.
Fragestellungen aus dem Bereich von Arbeits- und Gesundheitsschutz und einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung sind auch in der beruflichen Erstausbildung sehr wichtig. Psychische und physische Belastungssituationen im Arbeitsumfeld, auch präventiv zu erkennen und auf Verbesserungen hinwirken - das soll nach unseren Vorstellungen ein Lernziel für alle Auszubildenden sein. Als Bestandteil einer zukunftsfähigen Berufsbildung müssen deswegen Kompetenzen gefördert werden, die Beschäftigte befähigen, arbeitsbezogene Anforderungen und damit verbundene Belastungen einzuschätzen und autonom zu handeln. Im Forum wurden Schulungskonzepte dazu und eine Lernplattform vorgestellt. Anhand eines praktischen Beispiels von ArcelorMittal diskutierten wir, wie Gesundheitsschutz in der Ausbildung gezielt und kontinuierlich gefördert werden kann.
Die industriellen Metall- und Elektroberufe und ab Ende 2019 auch der Beruf Gießereimechaniker, bieten die Möglichkeit bundeseinheitliche Zusatzqualifikationen während der Ausbildung zu erwerben und sich diese durch die IHK bescheinigen zu lassen. Im Forum wurde an einem tatsächlich durchgeführten betrieblichen Beispiel ganz konkret aufgezeigt: die Qualifizierung im Betrieb, die Erstellung eines Reports, die Durchführung der Prüfung (von der Beantragung bis zur Bewertung) mit allen Hilfestellungen der Kammern und der PAL. Ziel war es alle Fragen und Hürden bezüglich der Zusatzqualifikationen zu klären und anhand von Zahlen aufzuzeigen wie diese bundesweit angenommen werden.
Das Forum war als Workshop für Ausbilder/innen und Betriebsräte angelegt. Gemeinsam mit Experten aus der Praxis und dem Bundesinstitut für Berufsbildung, haben wir die Ergebnisse des Projektes "Medienaneignung und -nutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal" aufgegriffen, gute Praxisbeispiele identifiziert und eine erste Umsetzungsstrategie für die eigene Ausbildung entwickelt. Für die spätere Umsetzung des eigenen Konzeptes, braucht es die Unterstützung der Betriebsräte und der Unternehmensleitung. Welche Herausforderungen es geben kann, welche Mitbestimmungsrechte bestehen und wie diese exemplarisch bereits gestaltet werden, haben wir ebenfalls thematisiert. Der Workshop war auf 24 Teilnehmer begrenzt.